
„Ich hab` nichts zu sagen“
ist oder war eine Redewendung, die die großartige (und im Übrigen völlig uneitle) Schauspielerin Therese Giehse gerne benutzte, wenn sie mit Worten gerade nichts von sich geben wollte. Wenn jemand mit Worten ausdrücklich nichts von sich geben will, sagt er auch etwas, vielleicht sogar mehr, als wenn er das, was er denkt, mit Worten sagen würde. Man kennt auch den Begriff des beredeten Schweigens. „Beredtes Schweigen“ ist ein Paradoxon, heißt etwas in sich Widersprüchliches.
Nicht weit entfernt von einem beredten Schweigen ist, wenn jemand scheinbar sich wundernd sagt: „so ….. könnte man es auch anschauen“. Damit drückt der Sprecher aus, dass er gerade ein Aha-Erlebnis gehabt hat. Er sagt aber nicht, worin dieses besteht oder welcher Gedanke ihm gerade gekommen ist.
Man kann den Ausruf: „So könnte man es auch anschauen“ auch ironisch einsetzen, d.h. mit gespielter Verwunderung. Dann würde der Ausruf in Wahrheit das Gegenteil dessen bedeuten, was die Worte scheinbar sagen, nämlich, dass das, was das Gegenüber gerade eben gesagt oder behauptet hat, nach Meinung des Sprechers völliger Unsinn ist, in Wahrheit also meint: „so kann man es gerade nicht anschauen !“
Sieht man sich den Lauf der Dinge an, was gerade da oder dort passiert oder immer noch andauert auf der Welt, sei es in der Ukraine, in den USA oder im Gazastreifen, weiß man – bayerisch „gsagt“ – eigentlich schon lange nicht mehr, was man sagen soll.
Die Probleme auf kommunaler Ebene kommen einem immer kleiner vor.
Im nächsten Frühjahr sind in Bayern wieder Kommunalwahlen. Der Chef des Bayerischen Gemeindetags Uwe Brandl sagte kürzlich, dass die Parteien und Wählergruppen in immer mehr Kommunen in Bayern Schwierigkeiten haben, genügend Leute zu finden, die bereit sind, für den Gemeinderat oder den Stadtrat oder auch den Posten der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters zu kandidieren:
Vor der Kommunalwahl in Bayern: Kandidaten verzweifelt gesucht, Münchner Merkur, 19.9.2025, Artikel von Dirk Walter
Eine wichtige Ursache sieht Uwe Brandl darin, dass viele Kommunen aufgrund von Geldmangel keinen Gestaltungsspielraum mehr haben. Tatsächlich: von dem zu Anfang der Legislaturperiode auf Bundesebene beschlossenen Sondervermögen ist noch nicht viel bei den Kommunen angekommen.
Die Umfragewerte der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD verharren sicher nicht ganz ohne Grund auf einem durchwachsenen Niveau.
Unsere Demokratie ist einem permanenten Stresstest ausgesetzt. Die Autokraten dieser Welt (Trump, Putin, Xi Jingping, um nur die Wichtigsten zu nennen) tun sich mit dem Lenken ihrer Staaten leichter als die Organe in einem demokratisch verfassten Gemeinwesen. Leider verwalten sie ihre Staaten nicht nur, sondern sind sie auf Expansionskurs.
In einer Situation wie der unseren muss man die Einstellungen – ich lege hier das Bild eines Motors zugrunde – ständig überprüfen und bereit sein, sie auch zu ändern. Alte, bequem gewordene Gewißheiten helfen nicht weiter. Sie führen schnell in eine Sackgasse oder haben schon in Sackgassen geführt. Wie kommt man aus einer solchen wieder heraus ?
Es sind Zeiten, in denen Dealmaker, Glücksritter, Aufwiegler und Schreihälse ihre Chancen wittern. Dann gilt das Recht des Stärkeren und des Schnelleren. Es scheint nicht die Zeit zu sein, den Menschen lange zu erklären, worum es geht und warum diese oder jene Politik verfolgt wird.
In so einer Situation hilft nur, sich auf die eigenen Mittel und Möglichkeiten zu besinnen und diese rational, d.h. so unaufgeregt wie möglich einzusetzen. Mehr von der strengen Klarheit der Therese Giehse täte manchmal ganz gut.
Bild: Danke Bundespost !