111 Jahre Gröbenzeller Hof – 22 Jahre „El Greco“

In Blog by Johann G. Böhmer

Der Gröbenzeller Ortshistoriker Johann G. Böhmer übergab dem Pächter des griechischen Restaurants „El Greco“ in der Olchinger Straße, Gröbenzell, Dani Dervishi, am Anfang dieser Woche im Vorgriff auf das am 1. August 2025 fällige Jubiläum „111 Jahre Gröbenzeller Hof“ eine gerahmte historische Postkartenaufnahme von dem Gasthof „Gröbenzeller Hof“ wie er ursprünglich aussah.

Dazu ein Blick in die Historie:

Die Eröffnung war am Samstag, den 1. August 1914, somit genau an dem Tag, als das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich nach Verstreichen eines Ultimatums den Krieg erklärte. Erbauer dieses Wirtschaftsgebäudes war Justizrat Dr. Franz Troll, der es am Rande seines Gutes Gröbenzell errichten ließ und der damit die Gastwirtschaft auf dem Gutshof in ein eigenes Gebäude umsiedelte. Sein jüngster Sohn erhielt im Dachgeschoss eine schöne Wohnung mit Jugendstil-Loggia zur Straße hin, siehe auf der alten Postkartenansicht oben das kunstvolle dreiteilige Geländer der Loggia, aber auch die beiden Eisenstangen auf dem Walmdach mit verspielten Tierdarstellungen, u.a. einem Pfau, on top.

Die Geschichte des Anwesens ist bewegt. Nachdem Justizrat Dr. Troll – er ist geboren 1854 in Edenkoben in der Pfalz – im Juni 1918 verstorben war, wollten seine drei Söhne das Gut mit dem Wirtschaftsgebäude verkaufen, jedoch kam der Besitz über ein Vorkaufsrecht 1921 an die Bayerische Siedlungs- und Landbank. Diese veräußerte das Gut zusammen mit dem Gröbenzeller Hof 1922 an Michael Böhmer (1879 – 1944), den Großvater von Johann G. Böhmer. Michael Böhmer quartierte nach dem 1. Weltkrieg Oskar Hartl (1892 -1962) in dem Gebäude ein und gab ihm auch die Stelle als Wirt. So lotste er Hartl als ersten Lehrer von Olching nach Gröbenzell.

In den folgenden Jahrzehnten gab es etliche Eigentums- und Pächterwechsel. 1931 erwarb Maria Jäger, verwitwete Donhauser, den Gröbenzeller Hof und bewirtschaftete ihn mit ihrem zweiten Mann Benno Jäger. Ihr Sohn Hans Donhauser trat neben diesen beiden bald schon als Geschäftsführer auf, wie Inserate in den örtlichen Zeitungen zeigen. In den späten 1950er Jahren baute Hans Donhauser einen Saal an. Er führte die Gastwirtschaft zusammen mit seiner Frau Franziska (Fanny) bis 1963.

In eben diesem Jahr erwarb der Brauereibesitzer Hans Schreiegg aus Thannhausen – ihm gehörte die Postbräu Thannhausen – den Gröbenzeller Hof und ließ ihn durch verschiedene Pächter betreiben. In den 1960er und 70er Jahren war Kurt Lorenz der Pächter, in den 1980ern Uli Welzel.

2003 erwarb ein griechischer Geschäftsmann den Besitz, als bereits vom Abbruch die Rede war. Er richtete ein griechisches Lokal namens „El Greco“ in den Gasträumen ein und gestaltete den ganzen Komplex um. In diesem Zuge gestaltete der neue Eigentümer die Freifläche mit den großen Bäumen neben dem Gebäude zu einem beliebten Biergarten um. 2011 übernahm Dani Dervishi das Restaurant „El Greco“ als neuer Pächter.

Im Gröbenzeller Hof fanden von Anbeginn nicht nur viele private Feste und Feierlichkeiten, sondern auch zahlreiche Sitzungen und Veranstaltungen von Parteien und Vereinen statt. Ein Meilenstein für die Entwicklung der Siedlung zur Gemeinde war zweifelsohne die Versammlung im Gröbenzeller Hof am 6.6.1924, in der viele Anwesende mit ihrer Unterschrift auf einer Liste erstmals ihren Wunsch bekundeten, dass Gröbenzell eine eigene Gemeinde werden soll. So ließen sich noch viele Ereignisse und Begebenheiten mit dieser besonderen Örtlichkeit verbinden.

Zufällig jährt sich die Einrichtung des bekannten und beliebten griechischen Restaurants „El Greco“ vor 22 Jahren in diesem Jahr ebenfalls mit einer Schnapszahl:  somit gleich ein doppelter Grund zum Feiern !

Repro: Privatarchiv Johann G. Böhmer